Shoah – Und jetzt? Wie weiter?

„Die einzig wahrhafte Kraft gegen das Prinzip von Auschwitz wäre Autonomie […]; die Kraft zur Reflexion, zur Selbstbestimmung, zum Nicht-Mitmachen.“

Theodor W. Adorno, Erziehung nach Auschwitz

In der Auseinandersetzung mit den Verbrechen des Nationalsozialismus und im Gedenken an die Shoah liegt die Möglichkeit zur Emanzipation, zur Förderung des kritischen Denkens, des gesellschaftlichen Bewusstseins und der Persönlichkeitsentwicklung.

Die Shoah markiert einen entscheidenden Wendepunkt in der Weltgeschichte. Über geographische Grenzen hinweg und in sämtlichen Bereichen der Gesellschaft wirkte eine zerstörerische Ideologie, mit deren Bewältigung auch Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg westliche Gesellschaften immer noch kämpfen.

Autoritäres Denken, populistische und extremistische Bewegungen gewinnen auch in Demokratien zunehmend an Bedeutung. Antisemitismus, Xenophobie und Rassismus sind, wie die weltweiten Reaktionen auf den Krieg im Nahen Osten zeigen, längst nicht überwunden. Das historische Erbe der Shoah rührt an den Kern demokratischer Normen und Werte und bleibt eine tödliche Gefahr für jede offene Gesellschaft.

ALL THAT MATTERS soll Lehrerinnen und Lehrer in Bildungseinrichtungen wie Schulen dazu motivieren, sich diesen Themen zuzuwenden. Denn obwohl die Shoah von historisch einzigartiger Bedeutung ist, wirft sie als von Menschen verursachtes Ereignis komplexe Fragen auf, die stets aktuell bleiben: Fragen nach individueller und kollektiver Verantwortung, Fragen nach der Bedeutung aktiver politischer Beteiligung und auch Fragen nach der Funktion von sozialen Normen, die sowohl für bestimmte Gruppen als auch für die Gesellschaft als Ganzes zu einer Bedrohung werden können.

„Geschichte ist nicht die Vergangenheit. Sie ist die Gegenwart. Wir tragen unsere Geschichte mit uns. Wir sind unsere Geschichte.“  – James Baldwin

Eine politisch wirkmächtige Erinnerungskultur muss mit kritischem Bewusstsein in die Resonanzräume der Geschichte lauschen, und auf diese Weise von ihr lernen. Denn die Erinnerung ist die wesentliche Kategorie im Umgang mit der Vergangenheit. Unsere Gegenwart ist nur zu bewältigen, wenn auch die Vergangenheit lebendig bleibt.